...step right up, sit right down...

Hier möchte ich meine Gedanken niederschreiben, ein Ventil für Seltsames, Schönes, Sinnloses, Alltägliches und alles was sonst noch im Leben, eines vielleicht etwas zu vertäumten Menschleins geschieht, finden.



Mittwoch, 25. August 2010

...ein Arbeitsurlaub oder wie bringt man Chinchilla - Menschen zum Lachen



...meine Arbeit im Sozialbereich ist ja von allerhand Kuriosen, Ärgerlichen und Amüsanten geprägt aber dieser Urlaub mit all meinen Leutchen war ein Abenteuer der ganz besonderen Art...

...als wir vor dem Hotel standen sahen wir eine verschlafen Kurortkleinstadt am Seemeer, wie wir den Bodensee getauf haben. Verständnislose Augenpaare schauten uns entgegen, blickten auf uns herab wie manch einer eine Spinne ansieht, bevor sie vom dunklen Staubsaugerrohr verschuckt wird.
Da standen wir, mit Sack und Pack, Urlaub haben wir gesucht, alte, verstaubte Menschen haben wir gefunden.

"Wie Chinchillas schaun die aus" ...hat einer meiner Leutchen bemerkt...so kamen die 3. Zähne Armee zu ihrem Namen. Wir nannten sie Chinchilla Menschen, weil Chinchillas lieb sind und putzig aussehn, in der Hoffung die werden das auch noch.

Nach drei Tagen im Hinterzimmer ( es wäre doch NICHT denkbar für die "normalen" Hotelgäste uns, der Behindertengruppe, sabbernd und schmatzend, un - Tisch - manierlich wie wir sind, voller ekelhaften Behinderten und Frau- mit-vielen- Piercings-und-Tattoos Keimen, in einem gemeinsamen Raum zu sitzen), Kellnerinnen mit wundervoll fast perfekten, aufgesetzten Lächeln ( obwohl wir sie reden hörten, wie sie das schaffen doch so freundlich zu sein?) und eben den Chinchilla Menschen, die uns jeden Tag mit ihrem schönsten Kopfschütteln und Augenrollen begrüßten, haben wir die Hoffnung aufgegeben, dass wir denn noch wie Lebewesen behandelt werden.

...doch unsre Gruppe, mit Ausnahme von mir, die immer genervter von den Chinchilla Leuten wurde, gab nicht auf. Jeden Tag begrüßten sie die graue Meute aufs Neue fröhlich und herzlich, mit einem ehrlichen Lächeln. Sie fanden die Chinchilla Menschen lustig, wussten aber auch dass die das umgekehrt nicht finden.

Die Wendung:

...der vorletzte Tag, das Buffet oder das große Fressen mit zähnefreundlichen verkochten Lebensmitteln und leicht gewürzten Fad - Speisen. Uns wurde ein Tisch IM ZENTRUM des Geschehens gedeckt. Das schon allein, wunderte mich, die andren freute es, nicht mehr so weit zu all den "Leckerein".
Die Hauptsache essbar, lautete die Devise, bewegten wir uns im schnellen Trippelschritt zu den, wie aus einem 70iger Jahre Kochbuch entsprungenen, Köstlichkeiten.

...und da passierte es...

ein unachtsamer Chinchilla Herr, ein Gehstock ,ein Chinchilla Mensch Weibchen und eine meiner Leutchen mit nem Teller voller Fischnudeln. Ein Klirr und Klerr und sie lagen da, mitsamt den Fischnudeln, die sich über die Menschenleins ergoss.

Stille...
...und dann ...lachen, lustiges Lachen, fröhliches Glucksen und komische Gesten.


Sie lachten, die Chinchillas lachten, in der Mitte unsre Truppe, die sich dazugesellt hat, um das Schauspiel aus voller Nähe zu sehen. Helfende Hände, Servietten Berge und viel Lachen.
Wir wurden auf den andren Tisch eingeladen, Witze wurden ausgetauscht, mit Bier (!) angestossen und aufeinnmal waren alle gleich. Ob nun ein vermeindlich brummiger Chinchilla Mensch, ein ignorierter behinderter Mensch oder ich, die mit der komischen Kleidung und den Nägeln in der Lippe.


...und sie haben es geschafft, ich bin mir sicher dass sies waren, mit ihrer Freundlich- und Herzlichkeit, mit dieser Art, als ob jeden Tag die Sonne scheinen würde man aber auch das beste aus einem Regentag macht. Und ich hab gelernt dass man sich manchmal nicht über alles und jeden ärgern sollte, sondern die Dinge nehmen wie sie sind, und den Moment der Freude geniessen soll, auch wenns davor nicht so gut lief.

Die letzten 2 Tage waren toll, aus anfänglicher Missgunst und Unverständnis, wurden angenehme Tischgespräche, ein toller Abend und die Gewissheit, dass der erste Eindruck auf allen Seiten oft trügen kann.

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